Endlich ist es soweit - wir haben eine Küche! Nicht irgendeine Küche sondern die wohl schönste aller Küchen :)
Eine Woche haben wir ohne Küche gelebt und ich muss schon sagen, man weiß es im Alltag gar nicht zu schätzen, welche Vorteile und Annehmlichkeiten so eine Küche mit sich bringt. Alleine der Abwasch, ist ohne Küche eine Herausforderung. Kniend über der Badewanne hängend abwaschen - meine Knie tun heute noch weh, wenn ich dran denke. Ich weiß das sind absolute First-World-Problems, aber ein bisschen jammern müssen wir Österreich halt - das liegt in unserer Natur. Vor zwei Tagen war es dann so weit - die Küche wurde geliefert. Die Vorfreude war riesig - wuhuuu endlich wieder ein Geschirrspüler und es kann auch wieder gekocht werden - bye bye Dosenfutter - hello Frischgekochtes!
mein Vater, ich und der esoterische Küchenmonteur
Punkt 8 Uhr standen die beiden Küchenmonteure vor unserer Tür. Mein Vater war als seelische und männlich-technische Unterstützung aus Oberösterreich angereist, da der Göttergatte arbeiten musste. Zuerst wussten wir nicht so ganz, ob das wirklich unsere Küche war, da am Transporter etwas von "Kaffeeautomaten" zu lesen war. Ich als Koffeinjunkie hätte auch einen Kaffeeautomaten genommen, selbstverständlich nur zusätzlich zur Küche. Aber die beiden Herren haben mir versichert, dass im LKW meine Küche ist.
Die Monteure begannen damit den Wagen auszuladen und alles Schritt für Schritt in die Küche zu räumen. Unglaublich wieviele Kasten, Laden, Geräte und Co. da drinnen im LKW Platz hatte. Was mich noch mehr wunderte war, ob das wirklich alles in unsere Küche passt?!?! Da mein Vater von Natur aus nicht der Typ Mensch ist, der bei Arbeiten daneben stehen und zuschauen kann, war er - kaum war ich mal nicht dabei - auch schon mittendrinnen und half beim Entladen des LKW. Ob das wirklich sooo hilfreich war, wage ich zu bezweifeln ;) Aber er unterhielt sich dabei auch gleich mal blendend mit den beiden Herren. Also Unterhaltung hatten sie auf alle Fälle.
Einer der beiden Herren - offensichtlich der Chef von beiden - entpuppte sich relativ rasch als sehr sehr "interessant". Mein Vater bot den beiden gleich mal Kaffee, Kuchen, Getränke etc. an - das gehört sich laut oberösterreichischer Gastfreundschaft einfach so. Der Chefmonteur lehnte dankend ab, da er nicht alles esse und trinke. Das ließ mich natürlich gleich aufhorchen - ich ahnte schon, dass dieser Herr Stoff für einen neuen Blogbeitrag liefere! Nach einer gewissen Zeit, bot ihm mein Vater wieder Essen und Trinken an. Daraufhin lehnte der Chef wieder ab - der Gehilfe verstand leider sehr schlecht Deutsch bzw. den oberösterreichischen Dialekt meine Vaters und lehnte glaub ich einfach nur ab weil er ihn nicht verstand. Mein Vater ist ja genauso neugierig wie ich und fragte ihn also "Was trinkst und isst du denn? (in innvierter Dialekt vorzustellen)" Als hätte der Chefmonteur nur darauf gewartet, dass wir ihn das fragen, sprudelte es auch schon aus ihm raus - ich wurde hellhörig!
Wiedergeburt durch dickdarmreinigung
Der Küchenmonteur - ich nenne ihn einfach mal Herr D. - wog noch vor ein paar Jahren deutlich über 100kg. Ernährung spielte keine Rolle in seinem Leben - er aß um des Essens wegen. Irgendwann fühlte er sich nicht mehr wohl und begann sein komplettes Leben umzukrempeln. Er kämpfte sich durch massenhaft Literatur und besuchte unzählige Veranstaltungen und fand heraus, dass er so nicht mehr weitermachen kann und er sein Leben von Grund auf ändern muss. Er begann mit einer Dickdarm- gefolgt von einer Dünndarmreinigung (das erinnerte mich an unsere "Darmspiegelung" in der Küche - hahahaha) und fand dadurch zu seinem inneren Gleichgewicht und spürte wie er quasi wiedergeboren wurde. Er war im Zustand eines kleinen Kindes - völlig gereinigt. An diesem Punkt musste ich mich echt zusammenreißen. Es steht ein Mann in unserem Haus, den wir erst ein paar Minuten kennen und er erzählt im wahrsten Sinne des Wortes von seinem Innersten. Ernsthaft?? Macht er das bei all seinen Kunden? Mein Vater war sehr interessiert und die beiden Herren unterhielten sich lebhaft über Ernährung und die verschiedenen Wiedergeburtszustände. Ich dachte nur die ganze Zeit daran, dass meine Küche doch bitte endlich aufgebaut werden soll. Irgendwann lockte ich dann meinen Vater einfach weg - sonst hätte das noch ein paar Stunden gedauert. Warum kann nicht einfach ein stinknormaler Küchenmonteur zu uns kommen, der ein absolut langweiliges Leben führt und nichts zu erzählen hat? Wäre ja auch fad und ich hätte keinen Stoff für diesen Blogbeitrag ;)
Als Herr D. dann seinen Radio aufbaute und bewusstseinserweiternde Musik durch unser Haus drang, stand für mich fest: Wir haben den wohl esoterischsten Küchenmonteur aus Wien im Haus!
Zwei Tage dauerte dieser musikalische Höchstgenuss - dann stand sie endlich - meine Küche! Trotz oder gerade wegen dieser Musik: Die beiden Herren haben ihre Arbeit fantastisch gemacht. Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich froh war, als die beiden eeeeendlich das Radio abdrehten. Ruhe kehrte ein - endlich!!! Ich kam mir zwei Tage vor wie bei "SEWA" - diesem sektenähnlichen Ramschladen. Gott sei Dank haben die beiden ihre Räucherstäbchen zuhause gelassen. Das wäre dann wirklich zu viel des Guten gewesen!
Die Küche ist aber ein absoluter Traum. Danke an Herrn D. und seinen sehr stummen Kollegen - sie haben alles perfekt gemacht. Und lustig wars auch auf eine gewisse Art und Weise. Wer denkt sich schon, dass er mit seinem Küchenmonteur über Darmreinigung sprechen würde ;)
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Martina (Montag, 11 Dezember 2017 16:06)
Das ist ja ein toller Bericht. Ich bin gerne zu gast bei anderen Leuten und schau wie sie so wohnen. :-)
LG Martina